Die Hochschule Augsburg hat als erste in Bayern eine Quote für Abiturienten eingeführt, die sich bei Feuerwehren oder Hilfsorganisationen engagieren. Die Politik ist begeistert. Von Christian Mühlhause
Manchmal genügt es, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. So war es auch bei Maximilian Ritter. Eigentlich sollte der freiwillige Feuerwehrmann und Johanniter mit Kollegen nur für ein Werbefoto posieren, kam dadurch aber zu seinem Studienplatz an der Hochschule Augsburg. „So habe ich erfahren, dass es an der Hochschule Studienplätze gibt, die bewusst für Ehrenamtler freigehalten werden, und mich beworben.“ Er profitiert von der Kooperation der Hochschule mit Feuerwehren und Hilfsorganisationen. Ritter, der aus Untermeitingen im Landkreis Augsburg stammt, hat ein Dreier-Abitur und hätte ohne die Sonderregelung keine Chance auf den Studienplatz gehabt. Ab kommender Woche studiert er Maschinenbau.
Bayerns Politiker sind vom Konzept der Hochschule Augsburg begeistert
Möglich macht dies ein Vorstoß der Hochschule Augsburg. „In der bayerischen Verfassung ist verankert, dass das Ehrenamt gefördert werden soll. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten“, sagt Präsident Gordon Rohrmair. Der Grundgedanke dahinter ist, dass sich die Retter und Helfer aus der Region auch nach dem Abitur weiter engagieren können und nicht nur hunderte Kilometer entfernt einen Studienplatz bekommen. Bei einem Prozent der Studienplätze kann die Hochschule selber entscheiden, an wen diese vergeben werden sollen.
„Es ist bayernweit einzigartig, und mir ist auch in Deutschland keine Hochschule bekannt, die eine solche Kooperation anbietet. Ich kann das nur zur Nachahmung empfehlen“, lobt Joachim Herrmann von der CSU, Schirmherr und bayerischer Innenminister, das Projekt. Und auch der SPD-Landtagsabgeordnete Linus Förster ist begeistert. Die jugendpolitischen Sprecher der Parteien kämpften seit Jahren für ein solches Angebot. Wegen der Autonomie der Hochschulen sei das aber nie durchsetzbar gewesen. „Es ist großartig, dass Augsburg jetzt vorangeht.“
Davon profitiert auch Florian Kunzmann. Er war zunächst bei der Freiwilligen Feuerwehr in Rain am Lech im Landkreis Donau-Ries, bevor er vor eineinhalb Jahren nach Augsburg zog und sich den Kameraden im Stadtteil Haunstetten anschloss. „Ich wollte nach meinem Meister als Industriemechaniker noch studieren und bin auf der Internetseite der Hochschule auf das Angebot gestoßen. Mein Kommandant hat mir dann eine Empfehlung geschrieben.“ Auch er hat sich für Maschinenbau eingeschrieben. Kunzmann engagiert sich seit sechs Jahren und ist bei „80 bis 90 Prozent der Einsätze dabei“. Er ist zuversichtlich, Ehrenamt und Studium vereinen zu können, schließlich seien Schulungen und Übungen meist am Abend und am Wochenende.
Hochschule Augsburg bietet ein Seminar speziell für Ehrenamtler
Die Idee zu der Kooperation hatte Professor Nik Klever. Er ist auch Ansprechpartner für die eingeschriebenen Spitzensportler. Inspiriert wurde er durch die Ehrung des Sportkletterers Stephan Bauhofer, der 2014 bei der spektakulären Rettung von Höhlenforscher Johann Westhauser aus der Riesending-Höhle bei Berchtesgaden als erster Helfer vor Ort war. Er erhielt die Auszeichnung stellvertretend für die Bergwacht. Nach diversen Gesprächen stand am Ende eine Vereinbarung mit dem Stadtfeuerwehrverband Augsburg und der Arbeitsgemeinschaft der Augsburger Hilfsorganisationen. Dabei handelt es sich um den Zusammenschluss von sechs Hilfsorganisationen.
Die Hochschule bietet zudem ab sofort das Seminar „Organisation und Technik in Feuerwehren und Hilfsorganisationen“ an. Ziel ist, dass die Teilnehmer am Ende in der Lage sind, organisatorische und technische Aufgaben zu analysieren. Die Mitarbeit in einer Feuerwehr oder Hilfsorganisation wird vorausgesetzt. Die Studenten erhalten dafür auch Leistungspunkte.
Quelle: Augsburger Allgemeine Zeitung, 11. März 2016