Mit einer Fortbildungsfahrt in die autonome Provinz Bozen – Südtirol haben sich 24 Jugendwarte und Ausbilder aus dem Landkreis Oberallgäu über die Struktur und Ausbildung der dortigen Freiwilligen Feuerwehren informiert. In neun Bezirken sind in den 306 Freiwilligen Feuerwehren des Landes Südtirol rund 13.000 aktive Feuerwehrmitglieder organisiert. „Bei einem Alarm müssen wir innerhalb von drei Minuten am Feuerwehrhaus sein und den Einsatz bestätigen, sagt Sterzings Kommandant Martin Soraruf. Dabei hat die Feuerwehr vieles aus eigenen Mitteln zu finanzieren wie zum Beispiel der Betrieb der Fahrzeuge und Unterhalt der Ausrüstung. In Bayern sind hierzu ausschließlich die Kommunen verantwortlich.
Von 80.000 Euro Jahresbudget der Feuerwehr Sterzing werden lediglich 10.000 Euro von der Gemeinde beigesteuert. „Ohne unsere Feste, die uns wertvolle Einnahmen bringen, geht nichts“, ergänzt Südtirols Landesjugendreferent Peter Volgger. Auch in Südtirol wird die Nachwuchsarbeit deshalb groß geschrieben. „Wir gehen mit unserem Südtiroler Jugendcup in den großen Städten auf den Marktplatz, um die wertvolle Arbeit der Jugendfeuerwehren Südtirols den Bürgern zu zeigen“, erklärt er ein Erfolgsrezept für ausreichenden Feuerwehrnachwuchs in den 130 Jugendgruppen. Leider sind momentan nur 10% weiblich, meint Volgger, da seid ihr im Allgäu schon weiter. In einem dreistufigen Wissentest können die Jugendlichen zudem ihr gelerntes Feuerwehrwissen zeigen, bevor sie mit 17 Jahren in den aktiven Dienst übernommen werden. In den regelmäßig stattfindenden Landeszeltlagern können sich die Jugendlichen näher kennen lernen und sich in Leistungswettbewerben messen.
Begeistert waren die Ausbilder aus dem Oberallgäu von dem neu eingeführten Leistungsabzeichen für Atemschutzträger. Hierbei wird der Umgang mit der Atemschutzausrüstung geprüft, wie das richtige Anlegen des Gerätes, die Ausführung eines Löschangriffs sowie das korrekte Ablegen der mit Rauch und Schmutz kontaminierten Ausrüstung.
Mit dreizehn Fahrzeugen und fünf Zügen rückt die 65 Mann starke Freiwillige Feuerwehr Sterzing zu ihren Einsätzen aus. Oft auch zu Unfällen auf die Brennerautobahn oder zu Gefahrguteinsätzen an der Bahnlinie, wenn wieder Behälter aufgrund der Druckänderung am Brennerpass aufplatzen.
Neben dem Feuerwehrwesen in Südtirol informierten sich die Jugendwarte aus dem Allgäu bei einer Bunkerbesichtigung am Reschenpass über die Geschichte des Landes. Als Relikt der Grenzneuziehung von 1919 infolge der Pariser Friedensverhandlung sind bis heute Befestigungsanlagen und Sperren aus dem Ersten Weltkrieg erhalten geblieben. Über dem besuchten Bunker, der fast 40 Meter tief in die Felsen gebaut wurde, entspringt die Etsch, die später in das adriatische Mittelmeer mündet. Ebenso wurde das bekannte Wahrzeichen der Gemeinde Graun, den im Wasser des Reschensees stehenden Kirchturm, besucht.
Beeindruckend war auch die Besichtigung der 400 Jahre alten Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck. Dort wurde die weltweit größte schwingende Kirchenglocke gegossen. Mit 25.300 kg Gewicht ist sie schwerer als die St. Petersglocke im Kölner Dom mit 24.000 kg. Sie wird zukünftig in der neuen Kathedrale von Bukarest (Rumänien) erklingen. Früher fertigte die Glockengießerei auch Gussteile für Feuerwehrpumpen der Firma Rosenbauer an und auf vielen Glocken wird der Hl. St. Florian als Schutzpatron abgebildet.
Bericht und Bilder:
Florian Speigl, Kreisjugendwart der Kreisjugendfeuerwehr Oberallgäu